Neue Chancen für den Bus als Ferienreisemittel?!

 

Mit dem Bus haben 2007 etwa 990-tausend Ostdeutsche mindestens eine Ferienreise (Aufenthalt fünf Tage und länger) unternommen, 174-tausend Touristen weniger als im Jahr zuvor. Mit dem Mitbewerber Bahn sind dagegen nur 866-tausend Touristen in den Urlaub gereist, also 124-tausend Touristen weniger als mit dem Reisebus. Der Anteil des Busses bei allen Ferienreiseverkehrsmitteln beträgt in diesem Jahr 8 %. Die wichtigsten Ferienreiseverkehrsmittel sind nach wie vor der Pkw und das Flugzeug.


Zu diesem Ergebnis gelangt der Leiter des Leipziger Instituts für empirische Forschung LEIF, der Tourismusforscher und Soziologe Dr. Harald Schmidt, auf der Basis repräsentativer Bevölkerungsbefragungen zum Thema ’Reisen und Freizeit’ des LEIF-Instituts.


Mit dem Bus reisten in den zurückliegenden Jahren stetig weniger Ostdeutsche in die Ferien. Im Durchschnitt geben die Bustouristen aber mehr Geld als andere Reisende vor allem für ihre Hauptferienreise aus. Für ihren Urlaub mit dem Bus haben Touristen im Jahr 2007 etwa 959 € bezahlt. Der Betrag pro Reise und Person ist damit 78 € höher als bei Touristen, die mit Pkw, Bahn oder Flieger zu ihrem Ferieziel gelangen.

Mit dem Bus reisen bevorzugt reifere Touristen. Der Altersdurchschnitt der Ferientouristen, die 2007 mit dem Bus reisen, beträgt 55 Jahre. Der Anteil der Altersgruppen 65plus liegt bei 46 %. 35 % dieser Touristen leben in einem Single-Haushalt. 63 % sind Frauen.

Die guten Ergebnisse für den Tourismus allgemein und speziell für das Segment Busferientourismus Mitte der 90er Jahre werden auf dem deutschen Reisequellmarkt und speziell in Ostdeutschland nach Meinung von Dr. Harald Schmidt in den nächsten Jahren kaum wieder erreicht werden. Es gilt, den gegenwärtigen Busanteil am Ferientourismus von 7 bis 9 % zu ’halten’. Der Soziologe nennt wichtige Ursachen: „Die Zahl der Zielgruppen - der Teenager und der älteren Reisenden - wird sich in den nächsten fünf Jahren verringern. Es kommen die jungen Leute der geburtenschwachen Jahrgänge auf dem Reisemarkt an. Die Zahl der Rentner mit guter Altersversorgung oder Vermögen nimmt ab. Die ’nachwachsenden’ Senioren sind zwar selb-ständiger und in punkto Reisen erfahrener als die bisherigen Jahrgänge 65plus. Sie nehmen quantitativ stark zu. Aber sie werden weniger Geld zur Verfügung haben im Vergleich zu den heutigen älteren Busreisenden.“


Dr. Schmidt sieht Chancen für den Busferientourismus durch flexibles Reagieren auf veränderte Touristenwünsche - zum Beispiel in einem Berücksichtigen der anderen Biographien und der anderen Interessen der ’nachwachsenden, neuen’ Senioren. Weiterhin werden immer wichtiger der Mix von Reiseangeboten, das Baukastenprinzip bei Pauschalreisen sowie das Kreieren von neuen Reiseangeboten, die differenziert die Interessen von potentiellen Reisenden berücksichtigen.

 

 

 

autorisiert: Dr. Harald Schmidt

publiziert am 05. Dezember 2007