Reisen von und nach Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt:
Reisen steht ganz vorn…
Entscheiden pro 'Heimat-Urlaub'?!?



„Stell Dir vor - ich war am letzten Wochenende ganz in Deiner Nähe.“, sagte mir freudig erregt mein Münchener Freund Wilfried am Telefon. Er hatte Dresden und Bautzen besichtigt, schwärmte ganz verzückt davon und entschuldigte sich dafür, dass für einen Besuch bei mir in Leipzig keine Zeit mehr übrig war. Spontan hatte er sich mit seiner Frau ins Flugzeug gesetzt, um die beiden Städte - die große Bekannte und die kleine außerhalb Ostdeutschlands weniger Bekannte, die übrigens als Tausendjährige mehr als einen berühmten Knast zu bieten hat, kennen zu lernen.

Reisen hat Priorität im Urlaub
Reisen steht ganz vorn bei den Deutschen, konkret auch bei den Sachsen, Thüringern und Sachsen-Anhaltern. Das stellen das LEIF-Institut und andere Freizeitsoziologen seit zwanzig Jahren fest. Die wichtigste Aktivität im Urlaub 2011 wird für die Mitteldeutschen wieder das Reisen sein. Aktuell geben 68 % der Bevölkerung dem Reisen in die mehr oder weniger weite Ferne oder ganz in der Nähe absolute Priorität. Nur 27 % der Mitteldeutschen freuen sich auf Erholen und Entspannen zu Hause oder im Garten. (Die restlichen 5 % wollen im Urlaub vorrangig jobben, studieren, sich weiterbilden, Haus bauen bzw. renovieren oder etwas anderes tun.) Aber auch von denen, für die Reisen im Urlaub keine Priorität haben, verzichten durchaus nicht alle auf diese Aktivität. Doch dazu später… Allerdings sind nicht nur Reisende, sondern auch Daheimbleiber für die einheimische Tourismuswirtschaft interessant. Geld wird im Urlaub bzw. in der freien Zeit ausgegeben egal ob mobil oder immobil. Im Urlaub leisten sich fast alle etwas; von Ausnahmen abgesehen: Der Besuch im Zoos, Museum, in Bäder oder Freizeitparks gehören dazu. Es werden Eintrittsgelder fällig, es muss gegessen und gefahren werden. Wer reist, bringt selbstverständlich mehr für Tourismus- und Verkehrswirtschaft, für den Einzelhandel, Handwerk, Lebens- und Genussmittelproduzenten. Der Tourist konsumiert mehr.

Deutschland das begehrteste Reiseland
Zu den Touristen ein paar feststehende Zahlen vom Vorjahr: 77 % der Sachsen, 73 % der Sachsen-Anhalter und 72 % der Thüringer gönnten sich 2010 mindestens eine Ferienreise mit mindestens fünf Tagen Aufenthalt im In- oder Ausland. Etwa ein Drittel der Mittel-deutschen verbrachte davon seinen Urlaub in Deutschland, dem begehrtesten Ferienland in der Rangfolge vor Spanien. Wichtigstes Ferienziel in Deutschland ist seit jeher die Ostsee mit großem Abstand gefolgt von Bayern und der Nordsee. Das war so und wird sich auch 2011 kaum ändern.

Urlaub in der Heimat?!
Das Interesse an einer Urlaubsreise (mit fünf und mehr Tagen Aufenthalt) in der ‚unmittelbaren Heimat’ hält sich in Grenzen. Bisher beabsichtigen im laufenden Jahr 17 % der Deutschlandtouristen aus Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt zu einem Ziel in Mitteldeutschland - also in der nahen Heimat - zu reisen. Im Vergleich dazu ist für 31 % dieser potentiellen Touristen das Wunschreiseziel Mecklenburg-Vorpommern mit Ostsee und Seenplatte. Auch daran kann und wird sich kaum etwas ändern. Viele Binnenland-bewohner lieben das warme oder kalte Meer als Kontrast zum Alltag.
Für das Incoming von Einheimischen und Gästen aus anderen deutschen Ländern sind das Erzgebirge, die Sächsische Schweiz, der Thüringer Wald und der Harz wichtige Ziele in Mitteldeutschland. Doch auch für Gäste aus anderen deutschen Landen sind die Ostsee, Bayern und die Nordsee der Renner bei Deutschlandreisen.

Städtereisen im Trend
Anders sieht es bei den Wochenend- und Kurzferienreisen aus. Hier sind nach wie vor Städtereisen ein sehr wichtiges Segment. Zunehmend gewinnen in Mitteldeutschland neben Städten wie Dresden, Weimar und Leipzig auch andere bei Ost- und Westdeutschen an Zuspruch. Dazu gehören Bautzen, Eisenach, Erfurt, Wittenberg, kleine Städte im Erzgebirge, in der Sächsischen Schweiz, Thüringen oder im Harz. Der Trend bei Kurzreisen oder Urlaub in Deutschland ist, bisher Unbekanntes zu erfahren. ‚Erfahren’ kann im doppelten Sinne verstanden werden.

Entscheidungskriterien für ein Ziel in Deutschland
Das Leipziger LEIF-Institut analysiert die Reiseentscheidung für das Urlaubsland Deutschland. Im Vordergrund steht bei Ferien- und Freizeitreisen nicht das Preis-Leistungs-Verhältnis, sondern vielmehr die Schönheit von Natur und Landschaft. Mit Abstand auf Platz zwei der Entscheidungskriterien für deutsche Destinationen stehen die Möglichkeiten einer individuellen Urlaubsgestaltung. Es folgen Sehenswürdigkeiten, touristische Angebote und erst dann nach der Qualität von Essen und Trinken kommt das Kriterium Preis. Qualitätsaspekte rangieren also weit vor dem Preis. Die Sachsen, Thüringer und Sachsen-Anhalter sparen zwar. Das ergibt die Analyse vieler Indikatoren der LEIF-Forschung. Aber die ‚schönsten Tage des Jahres dürfen’ durch mindere Qualität nicht verdorben werden.

 

autorisiert: Dr. Harald Schmidt

publiziert: Februar 2011